Vorschlag für emissionsarme Zone in Ho-Chi-Minh-Stadt: Große Pläne brauchen mutige Umsetzung
Die Öffentlichkeit wird den Vorschlag der Stadtverwaltung für eine Low Emission Zone (LEZ) zur Kontrolle der Fahrzeugemissionen sicher begrüßen – schließlich wünscht sich jeder eine saubere Umwelt.
Doch viele fragen sich: Ist die geplante Zonenlösung praktisch umsetzbar?
Laut Planung soll ab 2026 in der ersten Phase eine emissionsarme Zone im Stadtzentrum eingerichtet werden, begrenzt durch 15 Brücken und 20 Hauptverkehrsstraßen.
Man bedenke jedoch: Ho-Chi-Minh-Stadt ist eine offene Metropole mit Millionen täglicher Fahrten in und aus dem Zentrum. Wie sollen nicht konforme Autos und Motorräder kontrolliert werden? Durch Kontrollstellen mit Schlagbäumen, spezielle Teams für Emissionsmessungen oder Abschleppplätze für Verstoßfahrzeuge?
Selbst der ambitionierte Plan, ein Kamerasystem zur Identifikation nicht konformer Fahrzeuge zu installieren, erscheint unrealistisch. Kameras erfassen lediglich Bilder, können aber keine Schadstoffemissionen von Benzin- oder Dieselfahrzeugen messen. Dafür sind spezielle Messgeräte notwendig.
Zudem schreitet die Umsetzung zu langsam voran: Soll der Geltungsbereich erst 2032 auf den Ring 1 ausgeweitet werden, wann würde jemals die gesamte Fläche von 6.700 km² abgedeckt sein? Dies steht im Widerspruch zum Ziel der Klimaneutralität bis 2050.
Sollte Ho-Chi-Minh-Stadt nicht Zeitplan und Umfang mit einem anderen Ansatz beschleunigen? Singapur kontrolliert Fahrzeugemissionen primär durch Euro-Abgasnormen.
Für Benzin- oder Dieselautos gilt verbindlich der Euro-VI-Standard, für Motorräder Euro IV. Fahrzeughalter können frei wählen, welches Fahrzeug sie kaufen und welchen Treibstoff sie nutzen. Überschreitet ihr Fahrzeug jedoch die Grenzwerte, drohen hohe Geldstrafen und Fahrverbote.
Da technische Standards wie Euro IV oder Euro II der Bevölkerung noch wenig vertraut sind, könnte die Stadtverwaltung Methoden aus chinesischen Metropolen übernehmen.
Dort werden Messgeräte für Euro-II-Standards an Tankstellen installiert, die die Konzentration von CO (Kohlenmonoxid), HC (Kohlenwasserstoffen), NOx (Stickoxiden) und PM (Feinstaub) ermitteln – alles Schadstoffe, die bei der Verbrennung fossiler Kraftstoffe entstehen.
Einwohner könnten gegen eine Gebühr (etwa dem Preis eines Liters Benzin entsprechend) an Tankstellen den Emissionswert ihres Fahrzeugs prüfen lassen. Dies wäre durchaus machbar: Im Großraum Ho-Chi-Minh-Stadt gibt es über 600 Tankstellen, unterstützt durch technisches Know-how von Universitäten und Messzentren.
Eine ein- bis zweijährige Vorbereitungsphase würde Bürgern Zeit für finanzielle und psychologische Vorbereitung geben. Anschließend blieben drei Monate, um Lösungen zu finden: Bei Überschreitung der Grenzwerte müssten Fahrzeuge repariert oder nachgerüstet werden; ältere Modelle würden verschrottet, wobei Kredite für den Kauf neuer Elektrofahrzeuge helfen könnten.
Ab einem Stichtag 2028 oder 2030 würden dann einheitliche Sanktionen im gesamten Stadtgebiet gelten.
Ho-Chi-Minh-Stadt ist durchaus in der Lage, dies zu bewältigen – wie bereits die erfolgreiche Umsetzung der Alkoholkontrollen (Verordnung 100) und der Helmpflicht für Motorradfahrer im Jahr 2007 bewiesen haben.
Mit den richtigen Zielen, praktikablen Lösungen, einem passenden Zeitplan und dem Einvernehmen zwischen Bevölkerung und Regierung steht dem Erfolg nichts im Wege. Denken wir groß und handeln wir entsprechend – für eine lebenswerte Megacity.
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