Am Mittwoch, dem 3. September, hat Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin den ersten vollständig fahrerlosen Straßenbahnverkehr auf der Linie 10 zwischen der U-Bahn-Station Schtschukinskaja und der Kulakowa-Straße im Nordwesten Moskaus in Betrieb genommen. Bei der Straßenbahn handelt es sich um das Modell 71-911EM „Lwjonok-Moskwa“ (deutsch: Löwenjunges-Moskau), das mit Kameras, Lidar- und Radarsystemen ausgestattet ist.
„Heute ist ein wichtiger Tag in der Geschichte Moskaus und des gesamten russischen Verkehrswesens. Zum ersten Mal geht ein Fahrzeug, das nicht von einem Fahrer gesteuert wird, in den Regelbetrieb“, verkündete der Bürgermeister. Laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung hält die autonome Straßenbahn eigenständig an, öffnet und schließt die Türen, beachtet Verkehrssignale, lässt Fußgänger den Vorrang, entscheidet, wie sie Kreuzungen passiert, und stellt die Weichen.
Die Erprobung erfolgte in mehreren Phasen. Seit Mai 2024 fuhr die Straßenbahn nachts ohne Fahrgäste, wobei ein Fahrer die automatisierten Systeme überwachte. Im Juli 2024 startete die russische Regierung einen dreijährigen experimentellen Rechtsrahmen für autonome Straßenbahnen in Moskau und St. Petersburg, woraufhin die zweite Testphase mit Fahrgästen an Bord begann. Gemäß diesem Rahmen müssen die Fahrzeuge mit einem dreieckigen Schild „Autonomer Verkehr“ und einem System ausgestattet sein, das den Autopilot im Notfall deaktiviert. Für die ersten 3.000 km (ca. 150 Betriebsstunden) musste sich ein Prüfingenieur im Fahrzeug befinden. Nach dieser unfallfreien Phase war der Betrieb ohne Personen im Fahrzeug, also ferngesteuert, erlaubt.
Bis Ende 2025 planen die Stadtbehörden, drei weitere „Lwjonok“-Straßenbahnen auf derselben Strecke mit der autonomen Technologie auszurüsten, und bis Ende 2026 insgesamt 15 Fahrzeuge. Bis 2030 streben die städtischen Beamten an, autonome Module in 300 Straßenbahnen (etwa zwei Drittel des derzeitigen Fuhrparks) zu integrieren, und bis 2035 in 90 % der Straßenbahnwagen. Vorerst wird jedoch noch ein Mitarbeiter des Straßenbahnunternehmens in den autonomen Bahnen anwesend sein – um den Betrieb zu überwachen und die Fahrgeldkontrolle zu gewährleisten. „Im Notfall muss der Mitarbeiter die Türen öffnen oder schließen und andere auftretende Probleme lösen“, erläuterte die Stadtverwaltung. „Er wird nicht in den Betrieb der Straßenbahn eingreifen: Künstliche Intelligenz und spezielle Software gewährleisten die vollständig autonome Fahrt.“
Im Dezember 2025 verspricht die Stadtverwaltung zudem, den ersten autonomen U-Bahn-Zug in Betrieb zu nehmen. Zunächst wird er auf der Großen Ringlinie im Testbetrieb während der Nachtstunden verkehren, womit ein funktionierender Prototyp voraussichtlich bis Ende 2026 im Regelbetrieb mit Fahrgästen fahren soll.