Dieses Jahr stellt die Universitätszulassungssaison ein Paradoxon dar: Obwohl das Abitur als schwer galt, sind die NC-Werte für viele „begehrte“ Studiengänge an Top-Unis in die Höhe geschossen und haben sogar Rekorde gebrochen.
Erleben wir hier einen Widerspruch innerhalb des Bildungssystems selbst, oder ist dies ein Zeichen für einen nie dagewesenen, harten Wettbewerb?
Wieso sind die NC-Werte so hoch?
Auf den ersten Blick ist „schwere Prüfung, hohe Punktzahlen“ in der Tat ein Paradoxon. Normalerweise sollte eine schwerere Prüfung zu niedrigeren Durchschnittsnoten führen und somit die NC-Werte senken. Lagen die ersten Einschätzungen zum Schwierigkeitsgrad der Prüfung falsch, oder haben sich die Fähigkeiten der Schüler:innen dramatisch verbessert?
In Wirklichkeit ist dies nur ein „oberflächliches Paradoxon“. Die hohen NC-Werte spiegeln nicht den allgemeinen Durchschnitt wider, sondern sind hauptsächlich auf den intensiven Wettbewerb unter den leistungsstärksten Schüler:innen zurückzuführen. Herausragende Schüler:innen können immer noch sehr hohe Punktzahlen erreichen, die ausreichen, um die begrenzten Kapazitäten der begehrten Studiengänge zu füllen und damit die NC-Werte auf Rekordniveau zu treiben.
Der Universitätszulassungstest ist wie ein langer Lauf mit vielen Hindernissen, aber die besten Athlet:innen erreichen dennoch beeindruckende Ergebnisse.
NC-Werte legen im Wesentlichen fest, wer auf dem 1000. oder 2000. Platz landet. Selbst wenn viele andere Schüler:innen „zurückgefallen“ sind, muss die Person an dieser Marke immer noch eine sehr hohe Punktzahl erreichen, um ausgewählt zu werden.
Daher ist der Anstieg der NC-Werte eine unvermeidliche Folge des harten Auswahlverfahrens für begehrte Studiengänge an Top-Universitäten, wo die Jobaussichten gut oder die Zulassungskapazitäten begrenzt sind, und nicht allein auf eine leichte oder schwere Prüfung zurückzuführen.
Die aktuelle Zulassungslandschaft wird zusätzlich durch die Koexistenz mehrerer Methoden verkompliziert: die Berücksichtigung von Schulzeugnissen, Eignungstests oder die Kombination mit internationalen Sprachzertifikaten. Jede Methode hat ihre eigene Berechnungsformel.
Ein IELTS-Zertifikat wird beispielsweise vom Bildungsministerium nur in die Note für das Fremdsprachenfach im Abitur (auf einer 10-Punkte-Skala) umgewandelt. Bei der Universitätszulassung wird diese Punktzahl zu zwei anderen Fächern addiert, was eine maximale Gesamtpunktzahl von 30 ergibt.
Eine Hochschule könnte ein IELTS 6.5 in eine 10 für das Fremdsprachenfach umrechnen, was zu einer Gesamtpunktzahl von 25 für die Fächerkombination führt, während eine andere Hochschule mit einer anderen Berechnungsmethode oder Bonuspunkten auf 27-28 Punkte kommen könnte. Diese Diskrepanz bedeutet, dass ein:e Schüler:in mit einer hohen Punktzahl durchfallen könnte, während ein:e andere:r durch die Wahl einer geeigneten Methode und den Erhalt von Bonuspunkten zugelassen wird.
Dies wirft Fragen nach der Fairness auf. Theoretisch geben alle Hochschulen ihre Zulassungspläne und Bewertungsformeln öffentlich bekannt. Aber in der Praxis verwandeln diese Vielfalt und Komplexität den Prozess in ein „Labyrinth“, in dem nur diejenigen einen Vorteil haben, die die Regeln verstehen. Schüler:innen in städtischen Gebieten mit besserem Zugang zu Informationen können ihre Wahl leicht optimieren.
Umgekehrt geraten Schüler:innen in ländlichen Gebieten, denen Informationen fehlen, leicht in eine nachteilige Position. Die Konsequenz ist, dass die Zulassung nicht mehr einfach davon abhängt, „wer besser ist, kommt rein“, sondern manchmal mehr „Glück über Cleverness“ geht.
Bedenken
Aus gesellschaftlicher Perspektive wirft dieses Phänomen Bedenken auf: Schaffen wir ein Bildungssystem, das eher „Prüfungslöser:innen“ begünstigt als allseitig gebildete Persönlichkeiten?
Der Druck, Punkte, Ambitionen und Prioritäten zu jagen, verursacht Verwirrung, Erschöpfung und sogar einen Vertrauensverlust unter Schüler:innen und Eltern. Wenn nicht nachgesteuert wird, kann diese Situation leicht zu einer Verzerrung der Bildungsziele führen: Anstatt Leidenschaft und Kreativität zu fördern, sind Lernende gezwungen, Strategien für Prüfungen zu entwickeln.
Was ist die Lösung? Erstens muss das Bildungsministerium einen einheitlichen nationalen Umrechnungsrahmen schaffen, um zu verhindern, dass jede Hochschule ihre eigene Methode hat. Die Hochschulen müssen transparent sein und ihre Zulassungsformeln vereinfachen, damit Bewerber:innen sie leicht verstehen können.
Gleichzeitig muss das Beratungssystem ausgebaut werden, insbesondere für Schüler:innen in benachteiligten Gebieten.
Noch wichtiger ist, dass Gesellschaft und Familien ihre Wahrnehmung ändern sollten: Nicht nur begehrte Studiengänge führen zum Erfolg; Schüler:innen sollten ermutigt werden, ihren eigenen Fähigkeiten und Interessen nachzugehen.
Auf dem Weg zu mehr Fairness bei der Zulassung
Das „schwere Prüfung, hohe Punktzahlen“-Paradoxon spiegelt den zunehmend konzentrierten Wettbewerb unter Top-Schüler:innen um begehrte Studiengänge an Top-Universitäten wider, zusammen mit der Verwirrung bei den Zulassungsmethoden. Aber weiter gefasst…