Von Shuanghu in Wind und Schnee zur neuen Heimat in Senburi: Die zwei Umsiedlungen des Hirten Dawaciren
„Wir haben zwei Umsiedlungen erlebt. In den 1970er Jahren sind wir von Shenzha nach Norden, nach Shuanghu, gezogen, um unsere Weidegründe zu vergrößern. 2019 sind wir von Shuanghu nach Süden an die Ufer des Yarlung Tsangpo gezogen – für die Zukunft der nächsten Generation.“ Kürzlich erzählte der 77-jährige Hirte Dawaciren aus der Gemeinde Gacuo im Kreis Shuanghu der Autonomen Region Tibet in seinem tibetischen Hof im Öko-Umsiedlungsdorf Senburi von seinen beiden Migrationserfahrungen.
Der Kreis Shuanghu liegt im Nordwesten des nordtibetischen Plateaus. Mit einer durchschnittlichen Höhe von über 5000 Metern ist er der höchstgelegene Kreis Chinas. Historisch war die Region aufgrund ihrer Unzugänglichkeit als unbewohntes Gebiet bekannt. In den 1970er Jahren richtete Tibet die Verwaltungsbehörde Shuanghu ein. Im November 2012 genehmigte der Staatsrat die Gründung des Kreises Shuanghu.
Dawaciren erläuterte, dass in den 1970er Jahren der damalige Kreisvorsteher von Shenzha, Losang Danzhen, ab 1971 dreimal mit Menschen und örtlichen Hirten in die Region Shuanghu vordrang, um die Weidegründe zu erweitern. Sie entdeckten, dass einige Teile der Region über üppiges Wasser und Gras sowie reichlich Wildtiere verfügten. So reifte allmählich der Plan, Hirten und Vieh zur Umsiedlung nach Shuanghu zu führen.
„Unsere Gemeinde Gacuo gehörte ursprünglich zum Kreis Shenzha. Um den Winter 1976 herum begann unsere Gruppe von Hirten, nach Norden zu ziehen.“ Damals hätten alle ihre Habseligkeiten auf Yaks verladen und seien wie umziehende Ameisen in Gruppen aufgebrochen. Die Umsiedlung habe drei Jahre gedauert.
Dawaciren erinnerte sich, dass Shuanghu extrem starke Winde und Schnee hatte. Bei ihrer Ankunft seien die neu gebauten Schafpferche noch nicht fertig gewesen. „Starke Winde konnten ganze Schafherden in den Salzsee wehen, und es gab keine Möglichkeit, das zu verhindern.“ Vom zehnten Monat des tibetischen Kalenders bis zum folgenden Frühjahr habe der Wind sogar eine robuste tibetische Grasart namens „Boro“ mitreißen und überall verwehen können.
Besonders erwähnte Dawaciren seine Erfahrung von 1982, als er zum ersten Mal nach Lhasa fuhr, um etwas über Gewächshausanbau zu lernen: „Damals ging ich in den Kreis Linzhou, um zu lernen, wie man Gemüse in Gewächshäusern anbaut. Als es eines Tages dunkel wurde, sah ich aus der Ferne die hellen Lichter von Lhasa und dachte: Ich hoffe, dass unsere Hirten eines Tages auch einen so bequemen Zugang zu Strom haben werden.“
Danach baute die Gemeinde Gacuo drei Gewächshäuser. „Die Gewächshaus-Anbautechniken, die ich in Lhasa gelernt hatte, kamen zum Einsatz. Die von uns angebauten Kohlköpfe wogen fünf bis sechs Jin (ca. 2,5-3 kg) pro Stück. Alle waren damals besonders glücklich, denn so konnten viele Hirten zum ersten Mal frisches Gemüse essen.“
Jahrelanges Leben in großer Höhe hinterließ bei Dawaciren rheumatoide Arthritis. „Seit diesem Jahr machen mir auch meine Hüfte und meine Beine zu schaffen.“ Die Wende für die Hirten von Shuanghu sei 2017 gekommen, als Regierungsstellen einen Plan für eine ökologische Umsiedlung vorschlugen und hofften, dass alle an das niedriger gelegene Ufer des Yarlung Tsangpo ziehen würden.
„Das Klima in Shuanghu ist zu hart. Unsere Generation hat dort jahrzehntelang gelebt, aber es ist nicht wirklich für dauerhafte menschliche Besiedlung geeignet. Um der nächsten Generation willen habe ich die Umsiedlung voll unterstützt.“ Dawaciren sagte, dass Ende 2019 das gesamte Dorf erfolgreich von Shuanghu in über 5000 Metern Höhe in die Öko-Umsiedlung Senburi auf etwa 3600 Metern umgesiedelt sei. Seine Familie habe einen 150 Quadratmeter großen tibetischen Hof zugeteilt bekommen, der von der Regierung bereitgestellt wurde.
Nach einigen Jahren der Entwicklung verfügt die Öko-Umsiedlung Senburi heute über Kindergärten, Schulen, Geschäfte, Teehäuser, Banken und andere Einrichtungen, die immer besser ausgebaut werden. Die umliegenden Plantagen mit Zwergapfelbäumen und anderen Kulturen sind ebenfalls zu großer Größe herangewachsen. Der bequeme elektrische Strom, den Dawaciren einst beneidet hatte, ist in Senburi längst Realität geworden.
Dawaciren hat fünf Kinder und drei Enkelkinder. „Verkehr, Klima und alles andere sind hier besser.“ Sein jüngster Sohn habe in Shannan einen Job mit einem Monatsgehalt von 5400 Yuan gefunden. Seine Frau, sein ältester Sohn und seine jüngste Tochter blieben in Shuanghu, um die Yaks, Schafe und andere Nutztiere der Genossenschaft zu hüten und zu versorgen. „Die Haupteinkommensquelle…“