Nationale Künstler begeistern in Pekinger Parks

Klare Flötenmelodien schweben durch die Bambushaine der Parks, beschwingte Suona-Klänge vermischen sich mit Kinderlachen, professionelle Tänzer und Laien bewegen sich gemeinsam unter der Sonne, und Artisten, die bereits auf internationalen Bühnen standen, zeigen Bürgern ihre Diabolo-Künste.

In Pekings Parks sind in letzter Zeit mehrere dieser „nationalen Kunstformationen“ zu erleben – Künstler, die unabhängig voneinander arbeiten, aber die gemeinsame Initiative ergriffen haben, von den großen Bühnen herabzusteigen und direkt mit dem Publikum in Kontakt zu treten. Sie zeigen nicht nur ihr beeindruckendes Können, sondern hören auch aufmerksam auf das Feedback und die Wünsche der Zuschauer. So entstehen regelmäßig Szenen, in denen Kunst und Alltag miteinander verschmelzen – eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen Künstlern und ihrem Publikum.

Sun Chuting bei einem Auftritt im Zizhuyuan Park.
Li Liping bei einer spontanen Aufführung im Himmelspark (Temple of Heaven).

Park-Künstler werden zu „Internet-Stars“

Kürzlich gingen Videos einer professionellen Musikerin, die im Zizhuyuan Park spielte, viral durchs Netz. Zu sehen ist eine elegante, langhaarige junge Frau in lässiger Kleidung, die von einer begeisterten Menschenmenge umringt ist und bekannte Stücke wie „Gallopierende Pferde bringen Getreide“ und „Ich liebe dich, China“ spielt. Neben dem Applaus erntete sie herzliches Lob von älteren Zuschauern: „Sie spielt nicht die große Künstlerin, sie ist wirklich auf der Bühne des Volkes“ und „Wir nennen sie die Künstlerin des Volkes.“

Bei ihr handelt es sich um Sun Chuting, eine Bambusflöten- und Panflötenspielerin des China National Opera & Dance Drama Theater.

Während der Feiertage zum Nationalfeiertag suchte Sun zum ersten Mal Inspiration in den Parks. Als sie von der künstlerischen Atmosphäre im Zizhuyuan Park hörte, ging sie mit ihrem Instrument zu einem kleinen Bambushain nahe dem Wasserhaus. „Zuerst war ich etwas schüchtern, aber nachdem ich ein paar Stücke gespielt hatte, war ich plötzlich von Zuhörern umringt“, erinnert sich Sun. Nach jedem Stück riefen die Zuhörer „Wunderbar!“ und einige baten enthusiastisch um Lieder wie „Die Zuneigung der Tochter“. Die überwältigende Herzlichkeit ließ ihre anfängliche Nervosität schnell verfliegen. Sun spielte nicht nur ihre eigenen Stücke, sondern ging auch auf die Wünsche des Publikums ein. Wenn sie ein gewünschtes Stück nicht beherrschte, antwortete sie ehrlich: „Dieses Stück kann ich noch nicht, aber ich werde es üben und es das nächste Mal für Sie spielen!“

In den letzten zwei Monaten hat Sun bereits im Lianhuachi Park und im Himmelspark mit Musikbegeisterten gespielt und wurde zu Open-Air-Konzerten auf dem Tianqiao Bürgerplatz eingeladen – insgesamt sechzehn oder siebzehn Auftritte im Freien. Bürger und Internetnutzer feiern sie bereits als „die Nationalmannschaft im Park“. Sun gibt jedoch zu bedenken: „Als ich in den Zizhuyuan Park kam, dachte ich nicht daran, Teil einer ‚Nationalmannschaft‘ zu sein – ich wollte einfach nur mit allen zusammen Musik machen.“ Diese Auftritte in den Parks sind für sie eine Rückkehr der Kunst auf die Straße und verkörpern eine echte, unmittelbare Verbindung zwischen Kunst und Menschen.

Sun ist in Peking keine Ausnahme. Immer mehr professionelle Künstler verlassen die Konzertsäle und Konservatorien, um ihre Kunst direkt zu den Menschen zu bringen. Der Sänger Wei Guangde, der im Lianhuachi Park Konzerte gibt, wird liebevoll „der Park-Tenor“ genannt. Im Zizhuyuan Park hat Naze·Dilimulati, Absolventin der Beijing Dance Academy und online als „Turick“ bekannt, durch den Tanz mit Begeisterten an Popularität gewonnen.

„Ich habe chinesischen Volkstanz studiert und unsere Lehrer haben immer gesagt, dass die Wurzeln des Volkstanzes im Volk liegen“, erklärt Naze. Noch während ihres Studiums wurde sie von der Leiterin der Xinjiang-Tanzgruppe im Zizhuyuan Park zum Mittanzen eingeladen. „Nach ein paar Tänzen forderten mich die Onkel und Tanten der Tanzgruppe der Reihe nach zum ‚Wettkampf‘ heraus – ihre Begeisterung steckte mich sofort an.“ Obwohl Naze derzeit außerhalb Pekings probt und auftritt, schwärmt sie noch immer von diesen Erlebnissen: „Ich habe unmittelbar erfahren, was chinesischer Volkstanz wirklich bedeutet. Mit ihnen im Park zu tanzen, hat mir riesige Freude bereitet!“

Eine gegenseitige Bereicherung für Künstler und Publikum

In den Parks erfüllt die nahtlose Verbindung von Kunst und Gemeinschaft nicht nur kulturelle Bedürfnisse, sondern strahlt auch die Aufrichtigkeit und Herzlichkeit der Künstler aus.

Am 15. November bot sich im Guangyanggu Urban Forest Park im Bezirk Xicheng ein bewegendes Bild. Unter der warmen Herbstsonne lockte Wang Xiangyang, ein Suona-Spieler des Beijing Chinese Orchestra, zunächst die Kinder im Spielbereich mit den vogelähnlichen Melodien aus „Hundert Vögel huldigen dem Phönix“ an. Nach und nach versammelten sich Parkbesucher, Eltern mit Kinderwagen und Passanten aus der Umgebung um ihn.

Als Wang die lachenden Gesichter der Kinder sah, spielte er die Melodie von „Der Weiße Drachenhorse“. Ein kleines Mädchen namens Tongtong, noch keine fünf Jahre alt, war so begeistert, dass es zu tanzen begann, vorsichtig eine rote Blume vom Rasen pflückte und sie Wang überreichte, während es nach dem „Lied der Freude“ verlangte.