Nach der Veröffentlichung eines Artikels über Vietnams medizinisches Ausbildungssystem hat das Thema große öffentliche Aufmerksamkeit erregt.
Laut Professor Le Ngoc Thanh, Rektor der Hanoi Medical University unter der Vietnam National University, sind medizinische Abschlüsse aus Nachbarländern wie Singapur, Thailand und Taiwan international anerkannt, während vietnamesische Ärzte weiterhin Einschränkungen gegenüberstehen.
Professor Thanh führt dies auf Vietnams „eigenständigen Weg“ zurück: Singapur folgt dem britischen Ausbildungsmodell, Thailand und Taiwan dem amerikanischen, während Vietnam noch keine klare Richtung oder Integrationsstrategie gefunden habe.
Er schlägt vor, Vietnam solle Ausbildungsprogramme aus entwickelten Medizinsystemen wie Frankreich „importieren“ und die Fremdsprachenausbildung stärken, um Ärzten globale Kommunikation, technische Fähigkeiten und Integration zu ermöglichen.
Viele Leser haben ihre Meinungen geteilt: Einige betonen, dass vietnamesische Ärzte trotz fehlender „internationaler Standards“ hochqualifiziert seien, während andere Reformen für eine bessere medizinische Ausbildung fordern.
Vietnam hat Stärken – Qualität steht im Vordergrund
Mehrere Stimmen heben hervor, dass Vietnams wirtschaftlicher, sozialer und epidemiologischer Kontext anders sei als in Industrieländern, was zu abweichenden Ausbildungsansätzen führe.
Ein Leser kommentiert: „Jedes Land hat eigene Bedingungen. Vietnamesische Ärzte behandeln vor allem einheimische Patienten – da zählt Kompetenz mehr als internationale Anerkennung. Viele unserer Ärzte sind exzellent und wurden sogar nach Singapur für Spezialbehandlungen eingeladen. Die aktuelle Ausbildung wurde von Fachgremien geprüft – warum also übermäßig sorgen?“
Ein anderer stimmt zu: „Viele ausländische Studenten kommen nach Vietnam, um Medizin zu studieren – ein Beweis für die hohe Qualität. Operationen wie die Trennung der siamesischen Zwillinge Viet-Duc durch Dr. Tran Dong A oder erfolgreiche Unfruchtbarkeitsbehandlungen von Dr. Nguyen Thi Ngoc Phuong sind klare Beispiele.“
Ein dritter ergänzt: „Die aktuelle Ausbildung deckt dringende nationale Gesundheitsbedürfnisse. Bei weiterer Entwicklung kann man später internationale Standards anpassen. Hastige Vergleiche sind unnötig.“
Eine weitere Perspektive betont: „Vietnam braucht vor allem qualitativ hochwertige Ärzte, nicht internationale Abschlüsse. Die meisten praktizieren im Inland, beeinflusst von kulturellen und körperlichen Faktoren. Problematisch ist jedoch die wachsende Zahl medizinischer Fakultäten mit niedrigen Zulassungsstandards.“
Fehlende internationale Anerkennung als Nachteil
Andere argumentieren, eine international standardisierte Ausbildung würde vietnamesischen Ärzten mehr Möglichkeiten eröffnen.
Ein Leser merkt an: „Jedes Land hat gute Ärzte – aber warum können ausländische Ärzte global praktizieren, während Vietnamesen das nicht dürfen? Das ist ein großer Nachteil.“
Ein anderer weist darauf hin: „In Industrieländern dauert die medizinische Ausbildung 10–12 Jahre inkl. bezahltem Praktikum – das sichert fundierte Expertise. International anerkannte Abschlüsse würden Ärzte motivieren und das einheimische System aufwerten.“
Ein Leser mit fünf Jahren Berufserfahrung in Frankreich beobachtet: „Die Ausbildung unterscheidet sich kaum. In Frankreich erhalten Absolventen nach sechs Jahren einen allgemeinen Abschluss und können nach einem weiteren Jahr praktizieren. In Vietnam brauchen Ärzte trotz Masterabschluss oft zehn Jahre Ausbildung und Praxis, um voll kompetent zu sein.“
Praktische Ausbildung muss verbessert werden
Viele fordern mehr Praxisbezug und Qualität in der Ausbildung.
Ein Leser kritisiert: „Das Curriculum ist weniger wichtig als die Praxis. Aktuell fehlt Studenten im Krankenhaus Anleitung: Ärzte sind überlastet, Studenten überfüllt – viele gehen ohne echte Erfahrung. Grundlegende Änderungen sind nötig.“
Ein anderer fügt hinzu: „Die Zulassungsstandards variieren extrem – einige Fakultäten verlangen hohe Punktzahlen, andere sehr niedrige. Medizinische Ausbildung darf nicht wie Schulunterricht behandelt werden. Die Anzahl der Fakultäten sollte kontrolliert werden, mit besseren Gehältern für Ärzte in gefragten Fachgebieten.“
Ein Beispiel aus dem echten Leben: „Die Nachbarstochter studierte Pflege, um in Japan zu arbeiten – musste aber Prüfungen in Malaysia ablegen, weil vietnamesische Abschlüsse nicht anerkannt werden.“
Die Debatte zeigt: Egal ob internationale Integration oder eigenes Modell – entscheidend sind Ausbildungsqualität, ärztliche Kompetenz und Patient:innenvertrauen. Eine umfassende Verbesserung der Gesundheitsversorgung erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Wie wird der Medizinsektor die Qualität der Fachkräfte 2025 steigern?