Laut CCTV News hat das südkoreanische Sonderermittlungsteam zur Aufklärung des Notstandsrechts-Vorfalls am 15. Ortszeit seinen abschließenden Untersuchungsbericht vorgelegt und Anklage gegen 24 Personen, darunter den ehemaligen Präsidenten Yoon Suk Yeol, erhoben.
Dem Bericht zufolge plante Yoon Suk Yeol die Verhängung des Notstandsrechts, um „gegnerische politische Kräfte auszuschalten und die Macht zu monopolisieren und zu erhalten“. Dies sollte durch den „Einsatz militärischer Gewalt zur Einstellung politischer Aktivitäten und parlamentarischer Funktionen“ geschehen, „und nach der Übernahme der legislativen und judikativen Gewalt durch ein Notstandsgesetzgebungsorgan, das die Nationalversammlung ersetzen sollte“.
Weiter heißt es in dem Bericht, dass Yoon Suk Yeol und andere, um einen Vorwand für die Verhängung des Notstandsrechts zu schaffen, versucht hätten, durch irreguläre Militäroperationen einen militärischen Angriff Nordkoreas zu provozieren. Dies sei gescheitert, da Nordkorea nicht militärisch reagiert habe.
Anschließend hätten Yoon Suk Yeol und andere „die politischen Aktivitäten innerhalb der Nationalversammlung als ‚staatsfeindliche Handlungen‘ und ‚staatsfeindliche Kräfte‘, die einen Aufstand planten, diffamiert und dies als Begründung für die Verhängung des Notstandsrechts genutzt“.
Yoon Suk Yeol handelte „vorsätzlich“
Der Untersuchungsbericht zeigt auf, dass Yoon Suk Yeol bereits vor Oktober 2023 mit den Vorbereitungen zur Verhängung des Notstandsrechts begonnen hatte und ab Oktober 2023 in eine substanzielle Vorbereitungsphase eingetreten sei.
Dem Bericht zufolge habe Yoon Suk Yeol seit Beginn seiner Amtszeit über „außerordentliche Befugnisse“ nachgedacht und dies mehrfach gegenüber Vertrauten geäußert. Ein ehemaliger hochrangiger Geheimdienstoffizier sagte aus, bereits im Juli-August 2022 von Yoon Suk Yeols Plan gehört zu haben, nach den Parlamentswahlen das Kriegsrecht zu verhängen.
Das Sonderermittlungsteam stellte fest, dass Yoon Suk Yeol und andere im Oktober 2023 personelle Umbildungen unter hochrangigen Militäroffizieren vornahmen. Dabei wurden Personen wie der ehemalige Armeestabschef Park An-soo und der ehemalige Kommandeur der Verteidigungsabwehr, Yeo In-hyung, befördert, die in früheren Kriegsrechtssituationen eine zentrale Rolle gespielt hatten.
Die Sonderstaatsanwaltschaft erklärte, dass von diesem Zeitpunkt an die Vorbereitungen für das Notstandsrecht durch Yoon Suk Yeol und andere auf Hochtouren liefen.
Yoon Suk Yeol und andere legten den Zeitpunkt für das Notstandsrecht auf die Zeit nach den Parlamentswahlen im April 2024 fest. Sie beschlossen, es unabhängig vom Wahlergebnis gewaltsam umzusetzen, und erörterten kontinuierlich konkrete Umsetzungsmethoden.
Sie wiesen zudem Militärkommandanten an, die damals für die Regierung politisch ungünstige Lage als eine „vom pro-nordkoreanischen linken Kräften verursachte nationale Krise“ wahrzunehmen, und schärften ihnen ständig die Vorstellung ein, dass „das Militär einschreiten müsse“. Dies geschah, um das Militär von der Notwendigkeit der Verhängung des Notstandsrechts zu überzeugen und Yoon Suk Yeols entschlossenen Willen zu dessen Umsetzung immer wieder zu betonen.
Das Sonderermittlungsteam kam zu dem Schluss, dass Yoon Suk Yeol nicht aus sogenannter Überzeugung handelte, sondern seine Gegner als staatsfeindliche Kräfte diffamierte und durch das Notstandsrecht ausschalten wollte.
Zeitstrahl der Kriegsrechts-Kontroverse in Südkorea
- 3. Dezember 2024, 22:00 Uhr: Der damalige Präsident Yoon Suk Yeol erlässt ein Notstandsrechtsdekret und sieht sich mit starkem Widerstand der Abgeordneten der Nationalversammlung konfrontiert.
- 4. Dezember, 04:00 Uhr: Yoon Suk Yeol verkündet die Aufhebung des Kriegsrechts, das nur 6 Stunden dauerte.
- 14. Dezember: Die südkoreanische Nationalversammlung verabschiedet ein Amtsenthebungsverfahren gegen Yoon Suk Yeol, seine präsidialen Befugnisse werden sofort ausgesetzt.
- 15. Januar 2025: Yoon Suk Yeol wird erstmals festgenommen und ist damit der erste amtierende Präsident in der Verfassungsgeschichte Südkoreas, der verhaftet wird.
- 8. März: Yoon Suk Yeol wird aus der Haft entlassen.
- 4. April: Das südkoreanische Verfassungsgericht verkündet die Bestätigung der Amtsenthebung Yoon Suk Yeols, er wird des Präsidentenamtes enthoben.
- 10. Juli: Das Bezirksgericht Seoul-Zentral erlässt einen Haftbefehl mit Verweis auf „Befürchtungen (der Verdächtige) könnte Beweise vernichten“. Yoon Suk Yeol wird nach 124 Tagen erneut festgenommen.
- 4. Dezember: Das Sonderermittlungsteam erhebt zusätzlich Anklage gegen Yoon Suk Yeol wegen Meineids.