Am 9. Oktober schnellten die Aktien der Hang Seng Bank (0011.HK) im Handel um bis zu 41 % in die Höhe und erreichten damit einen Rekordstand von 168 HK-Dollar je Aktie. Um 14:20 Uhr notierte die Aktie bei 150,60 HK-Dollar, ein Plus von 26,55 %. Bemerkenswert ist, dass die kontrollierende Mehrheitseignerin HSBC Holdings (0005.HK) im selben Zeitraum um 6,69 % auf 103,20 HK-Dollar je Aktie fiel.

Hintergrund der Entwicklung ist der Plan von HSBC Asia Pacific, die Hang Seng Bank mit einem Aufschlag von 30,3 % zu privatisieren. Wie HSBC Holdings und die Hang Seng Bank am 9. Oktober gemeinsam mitteilten, hat HSBC Asia Pacific als Bieter den Vorstand der Hang Seng Bank aufgefordert, den Aktionären einen Squeeze-out vorzuschlagen. Dem Plan zufolge sollen die Hang Seng-Aktien gegen eine Barzahlung von 155 HK-Dollar je Aktie eingezogen werden. Das Volumen der Transaktion beläuft sich auf rund 290,3 Mrd. HK-Dollar. Der Kaufpreis liegt etwa 30,3 % über dem vorherigen Schlusskurs der Hang Seng Bank von 119,00 HK-Dollar.

Laut Plan muss die Privatisierung bis spätestens 30. September 2026 abgeschlossen sein. Wie bekannt gegeben wurde, hat die Hang Seng Bank gemäß den Übernahmeregeln einen unabhängigen Board-Ausschuss eingerichtet. Dieser soll bewerten, ob das Angebot fair und angemessen ist, und entsprechende Abstimmungsempfehlungen geben.

Seit ihrem Börsengang an der Hongkonger Börse im Jahr 1972 war die Hang Seng Bank 53 Jahre lang börsennotiert. Ihre Marktkapitalisierung ist seit der Erstnotiz von rund 1,7 Mrd. HK-Dollar auf über 280 Mrd. HK-Dollar gestiegen – eine Steigerung um mehr als das 160-Fache. Sollte die Privatisierung abgeschlossen werden, wird die Hang Seng Bank zu einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der HSBC und ihre 53-jährige Börsengeschichte beenden.

Institute: Kurzfristige Schmerzen, langfristiger Nutzen

Welche Auswirkungen hätte eine Zustimmung zu dem Angebot auf die Hang Seng Bank? Analysen zufolge werden die Aktionäre der Hang Seng Bank weiterhin die dritte Zwischendividende für 2025 erhalten. Diese wird nicht vom Übernahmeangebot abgezogen. Andere, nach der Bekanntgabe, aber vor Wirksamwerden des Plans gezahlte Dividenden werden dagegen vom Angebotspreis abgezogen. Bezüglich des Betriebs und Managements heißt es in der Mitteilung, dass die Hang Seng Bank ihre unabhängige Banklizenz nach der Hongkonger Bankverordnung behalten sowie ihre unabhängige Corporate Governance und Filialnetz beibehalten wird.

Was die finanziellen Auswirkungen auf die HSBC Holdings betrifft, so erwartet diese, dass durch den Wegfall des Gewinnabzugs für Minderheitsanteile der Hang Seng Bank der Gewinn je Stammaktie steigen wird. Allerdings wird die Transaktion Auswirkungen auf die Kapitaladäquanzquote der HSBC Holdings haben. Um ihre harte Kernkapitalquote (CET1) wieder in den Zielbereich zu bringen, wird die HSBC Holdings dies durch Kapitalbildung aus ihrem eigenen Geschäft erreichen und für drei Quartale ab dem Ankündigungsdatum keine weiteren Aktienrückkäufe einleiten.

Laut einem aktuellen Bericht von J.P. Morgan bringt diese Transaktion kurzfristig Schmerzen, hat aber langfristig positive Auswirkungen auf die HSBC Holdings. Selbst ohne Berücksichtigung von Umsatzsynergien oder Kosteneinsparungen schätzt J.P. Morgan, dass der Gewinn je Aktie und die Dividenden der HSBC im Jahr 2027 aufgrund des Wegfalls der Minderheitsbeteiligung an der Hang Seng Bank um 1,5 % bzw. 3,1 % über ihrer Basisprognose liegen könnten.

Hang Seng Bank und HSBC Holdings im ersten Halbjahr unter Gewinndruck

Bemerkenswert ist, dass sowohl die Hang Seng Bank als auch die HSBC Holdings im ersten Halbjahr 2025 unter Gewinndruck standen. Die Zwischenergebnisse zeigen, dass die Gesamtbetriebseinnahmen der Hang Seng Bank vor erwarteten Kreditverlusten im ersten Halbjahr 20,975 Mrd. HK-Dollar betrugen, ein Anstieg von 3 % im Vorjahresvergleich. Der an die Aktionäre zurechenbare Gewinn belief sich jedoch auf 6,88 Mrd. HK-Dollar, ein Rückgang von 30,46 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz der HSBC Holdings im ersten Halbjahr sank um 8,50 % auf 34,122 Mrd. HK-Dollar, der an Stammaktionäre zurechenbare Gewinn ging um 30,60 % auf 11,51 Mrd. HK-Dollar zurück.

Zur Performance im ersten Halbjahr erklärte der geschäftsführende Direktor und CEO der Hang Seng Bank zuvor, die Marktunsicherheiten hätten im ersten Halbjahr 2025 angehalten. Handelszölle, weiterhin hohe Zinsen und anhaltender Druck auf die [Text endet hier unvollständig].