Am Morgen des 11. August fanden im Amt des südkoreanischen Präsidenten unmittelbar nach der offiziellen Begrüßungszeremonie hochrangige Gespräche zwischen Generalsekretär To Lam und dem südkoreanischen Präsidenten Lee Jae Myung statt.

Präsident Lee Jae Myung begrüßte Generalsekretär To Lam, dessen Ehepartner sowie die hochrangige vietnamesische Delegation herzlich zu ihrem Staatsbesuch in Südkorea. Es handelt sich um den ersten Besuch eines ausländischen Gastes seit Amtsantritt der neuen südkoreanischen Regierung. Lee betonte, dass Südkorea Vietnam stets als Schlüsselpartner bei der Umsetzung seiner regionalen Außenpolitik betrachte.

Präsident Lee wies auf die besondere Bedeutung von To Lams erstem Besuch in Südkorea als höchster vietnamesischer Führer hin. Dieser Besuch werde das gegenseitige Verständnis vertiefen, das politische Vertrauen stärken und die umfassende strategische Partnerschaft zwischen beiden Ländern weiter voranbringen.

Lee gratulierte Vietnam zu seinen bemerkenswerten Entwicklungserfolgen und wachsenden internationalen Einfluss. Er würdigte den vietnamesischen Freiheitskampf und zeigte sich überzeugt, dass Vietnam unter Führung von Generalsekretär To Lam weitere Entwicklungsschritte machen und bald zu einem Industrieland sowie regionalen Zentrum aufsteigen werde.

Der südkoreanische Präsident bekräftigte Vietnams zentrale Bedeutung in der Region und Südkoreas Bereitschaft, Vietnam in seiner weiteren Entwicklung zu begleiten.

Generalsekretär To Lam dankte Präsident Lee, der südkoreanischen Regierung und Bevölkerung für den herzlichen Empfang. Er würdigte, dass Lee ihn bereits kurz nach seiner Wahl eingeladen hatte – ein Zeichen der hohen Wertschätzung für Vietnam und die bilaterale Partnerschaft.

To Lam äußerte die Überzeugung, dass Präsident Lee Südkorea zu neuen „Wundern am Han-Fluss“ führen werde. Vietnam lege in seiner Außenpolitik stets großen Wert auf die Beziehungen zu Südkorea und wolle die Zusammenarbeit in allen Bereichen vertiefen – im Einklang mit der zwischen beiden Seiten vereinbarten höchsten diplomatischen Ebene.

In freundschaftlicher Atmosphäre tauschten sich beide Führer umfassend über die Lage ihrer Länder und die bilateralen Beziehungen aus. Sie zeigten sich erfreut über die positive Entwicklung seit Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor über 30 Jahren, insbesondere seit der Etablierung der umfassenden strategischen Partnerschaft.

Präsident Lee unterstützte To Lams Einschätzung, dass Vietnam und Südkorea ideale strategische Voraussetzungen für eine Vertiefung der Zusammenarbeit in dieser neuen Ära hätten.

Beide Seiten vereinbarten, das politische Vertrauen weiter zu festigen und die strategische Abstimmung in Schlüsselbereichen wie Außenpolitik, Verteidigung und Sicherheit zu intensivieren. Zudem soll der Austausch zwischen Parteien, Regierungen, Parlamenten und Bürgern ausgeweitet werden, um die Zusammenarbeit in allen Feldern voranzubringen.

Generalsekretär To Lam und Präsident Lee Jae Myung im Gespräch

Die Führer vereinbarten, die zuständigen Behörden und Regionen anzuweisen, die bilateralen Kooperationsvereinbarungen – insbesondere das „Aktionsprogramm zur Umsetzung der umfassenden strategischen Partnerschaft“ – effektiv umzusetzen.

Sie teilten die Vision, die wirtschaftliche Zusammenarbeit von marktbasierter Kooperation hin zu gemeinsamer Entwicklung in Produktionsketten und hochwertigen Humanressourcen weiterzuentwickeln. Diese vertiefte Partnerschaft soll Innovation, Nachhaltigkeit und langfristige Entwicklung in den Mittelpunkt stellen.

Beide Seiten wollen den Handel erleichtern und sich gegenseitig Marktzugang gewähren. Südkorea wird vietnamesische Unternehmen unterstützen, sich stärker in globale Lieferketten zu integrieren. Bis 2030 soll das bilaterale Handelsvolumen 150 Milliarden US-Dollar erreichen.

Wissenschaft und Technologie sollen zu einer Säule der bilateralen Beziehungen ausgebaut werden, mit Vietnam als wertschöpfendem Partner Südkoreas in Technologie und Innovation.

Amt des südkoreanischen Präsidenten

Das Amt des südkoreanischen Präsidenten, bis 2022 allgemein als Blaues Haus (Cheong Wa Dae) bekannt, war über 70 Jahre lang der Regierungssitz des Präsidenten. 2022 verlegte Präsident Yoon Suk-yeol den Amtssitz in das ehemalige Verteidigungsministerium im Yongsan-Distrikt, was einen Bruch mit der Tradition und ein zugänglicheres Regierungsmodell symbolisieren soll. Das ursprüngliche Blaue Haus mit seinem charakteristischen blauen Dach wurde auf dem Gelände eines königlichen Gartens aus der Joseon-Dynastie (1392-1910) errichtet.

Wunder am Han-Fluss

Das „Wunder am Han-Fluss“ beschreibt Südkoreas rasante wirtschaftliche Transformation vom kriegszerstörten Land in den 1950ern zur globalen Industrienation Ende des 20. Jahrhunderts. Zentriert um Seoul und den Han-Fluss, trieben staatliche Politik und Unternehmen wie Samsung oder Hyundai Industrialisierung, Technologieentwicklung und Urbanisierung voran. Der Begriff spielt auf das „Wunder am Rhein“ (Westdeutschland nach 1945) an und unterstreicht Südkoreas Aufstieg zu einer Hocheinkommensnation.