An der Shanghai University of Finance and Economics fand das makroökonomische Themenseminar zum dritten Quartal 2025 mit dem Titel „Neupositionierung des Immobilienmarktes aus makroökonomischer Perspektive“ statt. Der dort vorgestellte Bericht zeigt: Probleme am Immobilienmarkt spiegeln die allgemeine gesamtwirtschaftliche Lage wider. Als Auslöser identifiziert der Report zunehmende Einkommensunsicherheiten. Diese veranlassen Haushalte zu Vorsorgesparen. Kombiniert mit der mangelnden Liquidität von Immobilien führt dies zu Anpassungen in den Haushaltsbilanzen. Die Folgen sind gesamtwirtschaftliche Phänomene wie fallende Immobilienpreise, sinkender Konsum, Rückgang der Verschuldung und erhöhte Sparquoten.

Laut Bericht üben mehrere Faktoren Druck auf den Immobilienmarkt aus: sinkende Erwerbsquoten bei Jugendlichen, Arbeitslosigkeitsrisiken für Beschäftigte mittleren Alters und die Rückwanderung von Arbeitskräften. Sinken die Immobilienpreise, schwächt sich der Sicherheitsanspruch von Wohneigentum ab – der Glaube an stets steigende Preise wird gebrochen. Dies führt in einen Teufelskreis aus mangelnder Nachfrage, fallenden Preisen, schwächer werdenden Vermögenseffekten und sinkenden Erwartungen. Die Immobilienprobleme wirken zudem auf andere Bereiche: Immobilienentwickler sehen sich mit liquiditätsproblemen konfrontiert, die Kreditausfallquoten steigen und Kommunen nutzen zunehmend Anleihen zur Refinanzierung bestehender Schulden. Entscheidend ist daher die klare politische Weichenstellung: Soll die Bilanz der Haushalte ausgeweitet oder verkleinert werden? Dabei gilt es, die Unvereinbarkeit von „Konsumförderung, Preisstabilität und Schuldenabbau“ zu beachten. Der Schlüssel liegt außerhalb des Immobilienmarktes: Ein optimiertes makroökonomisches Umfeld und stabilere Haushaltseinkommen geben Familien die nötige Sicherheit für Konsumentscheidungen.

In den vergangenen 20 Jahren war die Immobilienbranche ein wichtiger Wachstumstreiber der chinesischen Wirtschaft. Mit dem Wandel der Wirtschaftsstruktur und gesellschaftlicher Prioritäten ist das traditionelle Modell aus „hoher Verschuldung und schnellem Umschlag“ jedoch nicht mehr zukunftsfähig. Die derzeitige Anpassung ist mehr als nur eine zyklische Schwankung – es handelt sich um eine systemische Herausforderung im Übergang zu qualitativ hochwertigem Wachstum. Vor diesem Hintergrund besteht die Kernaufgabe der „Neupositionierung“ in der Neudefinition der Rolle von Immobilien in der Wirtschaft. Bei einer Urbanisierungsrate von über 67% wandelt sich die Branche von einer „wirtschaftlichen Stütze“ hin zu einer Doppelfunktion als „Grundpfeiler der Daseinsvorsorge“ und „Träger für Innovationen“. Die Zentralregierung hat 2025 explizit ein „neues Entwicklungsmodell für Immobilien“ gefordert, das qualitative Wohnraumstandards, Stadterneuerung und bezahlbaren Wohnraum vorantreibt – sowohl zur Lösung von Wohnungsproblemen als auch zur Schaffung von Räumen für Industrieupgrades und innovative Entwicklung.

Für eine stabile Marktentwicklung sind kurzfristig Maßnahmen zur Erweiterung der Finanzierungsunterstützung notwendig, um Entwicklern bei der Bewältigung von Schuldenrisiken zu helfen. Mittelfristig sollten politische Finanzinstrumente für Schlüsselbereiche wie Urbanisierung und Stadterneuerung eingeführt werden, um den Übergangsprozess zu unterstützen.

In einem Vortrag zu Entwicklungstrends wurde betont, dass China seine Abhängigkeit von der Immobilienbranche schrittweise verringern muss, da diese nicht länger primärer Wachstumstreiber sein kann. Die Verlagerung von Ressourcen hin zu moderner Fertigung und Dienstleistungen sei eine zwingende Notwendigkeit. Marktbeobachter erwarten, dass sich der Immobilienmarkt innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre stabilisieren wird. Als künftige Entwicklungsrichtungen wurden vier Wege vorgeschlagen: Ausbau des Sozialwohnungssystems für einkommensschwache Gruppen, Förderung von qualitativ hochwertigem und nachhaltigem Wohnraum, Belebung des Bestandsmarktes durch Stadterneuerung sowie Aktivierung des Potenzials in kleineren Städten durch Rückkehrförderung und Unternehmertum.

Ein weiterer Vortrag wies auf das weiterhin bestehende – wenn auch strukturell differenzierte – Wachstumspotenzial hin: Ballungsräume mit Bevölkerungszuwachs zeigen stabile Nachfrage, während entvölkerte Regionen unter Schrumpfungsdruck stehen. Innerhalb großer Städte bleiben jedoch Probleme wie lange Pendelzeiten und strukturelle Ungleichgewichte in der Flächennutzung bestehen. Im Bereich Wohnungssicherheit wurde die Entwicklung eines standardisierten Mietmarktes mit „gleichen Rechten für Mieter und Eigentümer“ gefordert.

Shanghai University of Finance and Economics

Die Shanghai University of Finance and Economics (SUFE) ist eine prestigeträchtige öffentliche Universität in China, die 1917 gegründet wurde. Sie zählt zu den ältesten wirtschaftswissenschaftlichen Hochschulen des Landes und genießt national wie international hohes Ansehen in den Bereichen Wirtschaft, Finanzen und Business.

Zentrale Stadtentwicklungskonferenz 2025

Die „Zentrale Stadtentwicklungskonferenz 2025“ ist eine geplante politische Fachkonferenz in China, die sich mit urbanen Entwicklungsstrategien befassen wird. Aufbauend auf früheren Konferenzen werden voraussichtlich Themen nachhaltiger Stadtplanung, Wohnungsbau und Infrastrukturentwicklung im Mittelpunkt stehen.