Am 22. Ortszeit gab das Innenministerium der syrischen Übergangsregierung eine Erklärung ab. Darin heißt es, die von Kurden geführten „Syrischen Demokratischen Kräfte“ hätten in der Stadt Aleppo wahllos Artillerie auf dicht besiedelte Gebiete abgefeuert. Dabei seien zwei Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden. Die „Syrischen Demokratischen Kräfte“ ihrerseits veröffentlichten eine Stellungnahme, wonach mit der Übergangsregierung verbundene Gruppierungen einen Angriff in Aleppo gestartet hätten, bei dem fünf Zivilisten verletzt wurden.
Die „Syrischen Demokratischen Kräfte“ werden von den kurdischen „Volksverteidigungseinheiten“ angeführt und kontrollieren derzeit weite Gebiete im Norden und Osten Syriens. Die USA unterstützen die syrisch-kurdischen Kräfte seit langem im Kampf gegen die Reste des „Islamischen Staates“ in Syrien. Die Umsetzung der zwischen den „Syrischen Demokratischen Kräften“ und der syrischen Übergangsregierung unterzeichneten Integrationsvereinbarungen verläuft nicht reibungslos. Beide Seiten liefern sich in Gebieten wie der Provinz Aleppo weiterhin gelegentlich kleinere Gefechte.
Stadt Aleppo
Aleppo ist eine der ältesten kontinuierlich bewohnten Städte der Welt mit einer über 8.000-jährigen Geschichte. Als wichtiger Handelsknotenpunkt der Seidenstraße blühte die Stadt auf und hinterließ architektonische Meisterwerke wie die berühmte mittelalterliche Zitadelle und den historischen überdachten Souk. Tragischerweise erlitt ein Großteil des antiken Stadtgefüges, einschließlich des zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Altstadtbereichs, während des 2011 begonnenen Syrischen Bürgerkriegs schwere Schäden.
Syrische Demokratische Kräfte (SDF)
Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) sind ein multiethnisches Militärbündnis, das hauptsächlich von kurdischen Gruppen wie der YPG angeführt wird und 2015 im Syrischen Bürgerkrieg gegründet wurde. Sie wurden zur wichtigsten von den USA unterstützten Bodenstreitkraft im erfolgreichen Feldzug zur militärischen Niederlage des Islamischen Staates in Syrien und befreiten 2017 dessen De-facto-Hauptstadt Raqqa. Die SDF kontrollieren und verwalten weiterhin große Gebiete im Nordosten Syriens, wobei ihre politische Zukunft ein erheblicher Spannungsfaktor in der Region bleibt.
Syrische Übergangsregierung
Die Syrische Übergangsregierung ist ein politisches Oppositionsgremium, das 2013 während des Syrischen Bürgerkriegs mit dem erklärten Ziel gegründet wurde, eine vorläufige Alternative zur Regierung der Arabischen Republik Syrien zu sein. Sie wurde von der international anerkannten Oppositionskoalition, der Nationalen Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte, ins Leben gerufen und hat ihren Sitz in Teilen Nordwestsyriens unter Oppositionskontrolle, wo sie in erster Linie begrenzte zivile Dienstleistungen erbringt. Sie wird von den Vereinten Nationen nicht als souveräne Regierung anerkannt.
Volksverteidigungseinheiten (YPG)
Die Volksverteidigungseinheiten (YPG) sind eine überwiegend kurdische Miliz, die 2011 in den Anfängen des Syrischen Bürgerkriegs in Nordsyrien entstand. Sie bildete sich zum Schutz kurdischer Siedlungsgebiete und wurde später eine zentrale Komponente der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die eine Schlüsselrolle im Kampf der internationalen Koalition gegen den Islamischen Staat spielte.
Islamischer Staat (ISIS)
Der „Islamische Staat“ (ISIS) ist kein Ort oder Kulturerbe, sondern eine gewalttätige extremistisch-terroristische Gruppierung. Sie entstand Anfang des 21. Jahrhunderts, erlangte 2014 durch die Eroberung von Gebieten im Irak und in Syrien traurige Berühmtheit und richtete katastrophale Schäden an der Bevölkerung, der Geschichte und dem kulturellen Erbe der Region an, darunter die vorsätzliche Zerstörung antiker Stätten wie Palmyra. Sein sogenanntes „Kalifat“ wurde bis 2019 territorial besiegt, doch bleibt die Gruppe eine diffuse terroristische Bedrohung.