Der Markt bietet stets Chancen, doch die Akteure wechseln beständig.
Im Juli dieses Jahres übertrafen erstmals Anleger der „Generation 2000+“ alle anderen Altersgruppen als Hauptakteure bei Kontoeröffnungen. Als der Shanghai Composite Index am 18. August die Schlüsselmarke von 3731,69 durchbrach und ein neues Allzeithoch der letzten zehn Jahre erreichte, spürte man allerorts die Atmosphäre eines Bullenmarkts.
Für viele erfahrene Anleger mag ein Bullenmarkt die zyklische Bestätigung sein, dass er „in Pessimismus geboren, in Skepsis wachsend, in Optimismus reifend und in Euphorie sterbend“ ist. Doch für viele „Neulinge“ ist es eine frische und herausfordernde Erfahrung, die sie so noch nie erlebt haben.
Schlussendlich sind alle gespannt darauf, welchen Start diese jungen Leute, die zum ersten Mal einen Bullenmarkt erleben, hinlegen werden.
„Vollzeit-Trading macht mich immer unruhiger“
„Manchmal mache ich zwanzig- bis dreißigtausend Yuan im Monat, aber das klappt nicht jeden Monat.“ Am Flussufer in Lujiazui zeigt Liu Chenyang (Pseudonym) dem Reporter seine Trading-Oberfläche.
Nach seiner Rückkehr aus dem Masterstudium 2024 trat Liu Chenyang in ein bekanntes Unternehmen ein. Kurz nach Arbeitsbeginn merkte er jedoch, dass der Job ganz anders war als erwartet, und erwog einen Wechsel.
Eines Tages stieß Liu Chenyang in den Sozialen Medien auf einen Beitrag eines Kommilitonen: „Danke, A-Aktienmarkt – diese Reise wurde vollständig von A-Aktien finanziert!“, nebst zwei Screenshots mit hohen Tagesgewinnen. „Da dachte ich, wenn mein Kommilitone das kann, dann kann ich das auch“, erzählt Liu Chenyang.
„Damals hatte ich 50.000 Yuan aus meiner Studentenzeit gespart. Ich beschloss, mit 10.000 Yuan einzusteigen – selbst ein Totalverlust hätte mein Leben nicht beeinträchtigt. Mit dem ‚Anfängerglück‘ verdiente ich etwas Geld und fühlte mich im Leben unter weniger Druck. Also stockte ich nach und nach mein Investment auf, konzentrierte mich hauptsächlich aufs Aktientrading und kündigte schließlich meinen Job“, so Liu Chenyang.
Später traf Liu Chenyang auf Offline-Veranstaltungen einen „großen Bruder“ Ende 30, der keiner regelmäßigen Arbeit nachging und hauptsächlich vom Aktienhandel lebte.
In Gesprächen erfuhr Liu Chenyang, dass dieser Bruder in einem einzigen Trade einmal das 13-fache seines Monatsgehalts verdient hatte. Seitdem verlor er die Lust am Arbeiten, studierte den ganzen Tag Charts, Indikatoren und Techniken und beschloss, voll auf die Börse zu setzen.
„Zuerst dachte ich, ich hätte einen Weggefährten gefunden, aber je mehr wir redeten, desto unsicherer wurde mir“, fährt Liu Chenyang fort. „Er war fest überzeugt, durch Trading finanzielle Freiheit zu erreichen. Er suchte täglich nach ‚Erleuchtung‘, verwarf seine Ideen aber schnell wieder.“
„Viele in seinem Umfeld rieten ihm zu einem anspruchsloseren Job, aber er befürchtete Ablenkung. Tatsächlich hat er in den letzten zehn Jahren nicht viel mit Aktien verdient und kämpft immer noch ums Überleben.“ Liu Chenyang blickt auf und fragt: „Später fand ich diesen Bruder absurd. Komme ich in Ihren Augen etwa auch absurd rüber?“
Nach einem halben Jahr Vollzeit-Trading fühlt Liu Chenyang mehr Druck als je im Job. Er gesteht, dass er in diesem Bullenmarkt zwar aktiv handelt, aber mental nicht gut drauf ist. Ihn ängstigt weniger der Verlust als verpasste Chancen. „Oft starre ich nur noch teilnahmslos auf den Bildschirm, beobachte die wild schwankenden Kurse – und mein Geist ist einfach leer.“
Zhang Li (Pseudonym), ein erfahrener Anleger mit jahrelanger Börsenerfahrung, hält die Schwelle für Vollzeit-Trading für sehr hoch. Man brauche mindestens 1 Million Yuan freies Kapital und über 10 Jahre praktische Handelserfahrung.
Seiner Beobachtung nach zeichnen sich jene, die vom Trading leben können, durch Mut, Sorgfalt und Gelassenheit aus. Sie besitzen die Willensstärke für Longterm-Holdings und vor allem eine echte Leidenschaft für Aktien sowie einen tiefen Glauben an den Markt.
Der „Veteran“ unter den Gleichaltrigen
Anleger Chen Er (Pseudonym), Jahrgang 2000+, ist mit fünf Jahren Börsenerfahrung schon ein „Veteran“ unter seinen Altersgenossen.