Xi Jinpings Frage zur Lebensgrundlage: „Wovon sollen die Dorfbewohner in Zukunft leben?“

„Wovon sollen die Dorfbewohner in Zukunft leben?“ Diese besorgte Frage stellte Xi Jinping, als er 2005 vom damaligen Parteisekretär Bao Xinmin über die Schließung der örtlichen Minen und Zementfabriken im Dorf Yu erfuhr.

Die Szene spielte sich vor 20 Jahren ab: Am 15. August 2005 besuchte Xi Jinping, damals Parteisekretär der Provinz Zhejiang, das sich im Wandel befindliche Yu-Dorf.

Das von Bergen umgebene Yu-Dorf in der Gemeinde Tianhuangping (Kreis Anji, Huzhou) besitzt eine einzigartige Naturlandschaft. In den 1980er-Jahren hatte das Dorf durch Kalksteinabbau kurzzeitig Wohlstand erreicht – doch umweltschädliche Industrien führten zu schweren Schäden: „Die Leute wagten nicht, Fenster zu öffnen, selbst Bambussprossen wuchsen nicht mehr.“

Nachdem Zhejiang 2003 unter Xis Leitung zur Modellprovinz für ökologische Entwicklung wurde, mussten Yu-Dorfs Betriebe schließen. Das Dorfeinkommen sank von 3 Millionen Yuan (2003) auf 200.000 Yuan (2004).

In der bescheidenen Sitzung des Dorfkomitees traf Xi Jinpings Frage den Kern der Existenzsorgen. Bao Xinmin schilderte erste Lösungsansätze: „Einige Haushalte betreiben bereits ländlichen Tourismus mit gutem Einkommen. Die Zukunft liegt wohl im Ökotourismus und der Bewahrung unserer grünen Berge.“

Xi Jinping antwortete mit seiner wegweisenden Erkenntnis: „Die Schließung von Minen war richtig. Klare Flüsse und grüne Berge sind unschätzbare Vermögenswerte. Wir sagen oft, wir wollen beides – intakte Natur und wirtschaftlichen Wohlstand. Doch in Wahrheit SIND klare Flüsse und grüne Berge bereits Gold und Silber.“

In einer Zeit, in der Wirtschaftswachstum meist Vorrang hatte, bot diese Perspektive eine bahnbrechende Lösung für den Konflikt zwischen Umweltschutz und Entwicklung – nicht nur für Yu-Dorf, sondern für ganz China.

Kurz nach seinem Besuch veröffentlichte Xi den Artikel „Klare Flüsse und grüne Berge sind Gold und Silber“, in dem er betonte: „Wenn wir ökologische Vorteile in Stärken für Öko-Landwirtschaft, -Industrie und -Tourismus umwandeln, werden diese Landschaften tatsächlich zu Reichtum.“

Diese Analyse offenbarte meisterhaft die dialektische Beziehung zwischen Wirtschaft und Ökologie.

Ein Perspektivwechsel eröffnete neue Horizonte: 20 Jahre später wurde Yu-Dorf von der UN-Welttourismusorganisation als „Bestes Tourismusdorf“ ausgezeichnet. 2024 empfing es 1,22 Millionen Touristen und erwirtschaftete 60 Millionen Yuan Umsatz.

Die in Yu-Dorf geborene Idee breitete sich landesweit aus und befeuerte Chinas grüne Transformation unzähliger Dörfer.

Bei einem erneuten Besuch am 30. März 2020 unterhielt sich Xi Jinping im Hof einer Pension mit Dorfvertretern und Rückkehrern. Als er erfuhr, dass lokale Bauern Trauben für bis zu 268 Yuan pro Bund verkauften, freute er sich: „Der Schutz dieser Landschaften gibt euch einzigartige Entwicklungsvorteile. Ökologie IST Wirtschaft – wer sie schützt, wird belohnt.“

Wenn der Mensch die Berge nicht enttäuscht, enttäuschen die Berge nie den Menschen. Die vor 20 Jahren in diesem kleinen Dorf geborene Philosophie hat seither Chinas Landschaften verschönert und greifbaren Wohlstand gebracht.

Yu-Dorf

Das Yu-Dorf in der Provinz Zhejiang ist ein Modellbeispiel für Chinas ökologische Wende. Einst durch umweltschädliche Industrien geprägt, setzt es heute voll auf nachhaltigen Tourismus und wurde 2023 als „Bestes Tourismusdorf“ der UN ausgezeichnet.

„Klare Flüsse und grüne Berge“-Prinzip

Die 2005 von Xi Jinping formulierte Maxime betont, dass intakte Ökosysteme langfristig wertvoller sind als kurzfristiger Industrieprofit. Sie wurde zentraler Bestandteil von Chinas ökologischer Zivilisation und inspirierte weltweit Nachhaltigkeitsdebatten.

Anji County

Der Kreis Anji in Zhejiang gilt als „Chinas Bambushauptstadt“ und Pionierregion für ökologischen Tourismus. Berühmt durch Filmkulissen („Tiger und Drache“) und Weißen Tee, demonstriert es erfolgreiche Verbindung von Naturschutz und Wirtschaft.